Auszüge aus den Eröffnungsreden
der Kunsthistorikerin Dr. Renate Miller-Gruber
Es ist immer wieder faszinierend zu verfolgen, wie und in welche Richtung sich ein künstlerisches Werk im Laufe der Jahre entwickelt. Um Entwicklungen zu sehen, bedarf es eines kleinen Rückblicks, auch wenn vielen von Ihnen die älteren Bilder von Helene Mitter bekannt sein dürften. 2002 zeigte sie im Diakonissenhaus ihre Ausstellung „Verspielte Landschaften“, 2004 folgte eine Präsentation in der Augsburger Aktienbank unter dem Titel „Land und Leute“. In diesen Ausstellungen spielte, wie die Titel nahe legen, die Darstellung der schwäbischen Landschaft eine zentrale Rolle. Helene Mitter komponierte Dörfer mit ihren Zwiebelkirchtürmen in ein buntes Feldermeer, beobachtete aber auch mit liebevollem Blick die Bewohner der Region.
Musik und Musiker, beides gehört für die Künstlerin zusammen. Helene Mitter spielt selbst kein Instrument, aber sie hört viel und gern Musik, auch beim Malen. Das ist für sie eine unbegrenzte Inspirationsquelle.
Komposition, Zeichnung und Farbe, die sind die Mittel, mit denen Helene Mitter als Malerin spielt, wobei sie eine Bildidee in raschem Wurf konzipiert. Gelingt das Bild nicht auf Anhieb oder entwickelt sich nicht zu ihrer Zufriedenheit, so übermalt sie die Leinwand und verwendet die Spuren für eine neue Gestaltung. Meist ordnet sie ihre Figuren zentral in einen Bildraum, der sich als flache, nicht weiter definierte Bühne zu erkennen gibt, als einen Hintergrund, der die Akteure mal in kräftigem Rot oder Gelb strahlend, mal blau schattiert oder hell erleuchtet umfängt. Die Gestaltung der Figuren erwächst aus einer groben Skizzierung der Umrisse, über die sich die Farben flächig legen. Gesichter und Hände werden mit flinken Strichen zeichnerisch nachgearbeitet, sowie auch Saiten und Tasten der Instrumente, Notenständer oder Blätter. Einzelne Konturen sind mit schwarzer Kohle akzentuiert und hervorgehoben.
Mitter arbeitet mit Acrylfarben, die rasch trocknen und hohe Leuchtkraft besitzen. Mehrfach überlagerte, zum Teil pastose Flächen stehen neben neuerdings dünn und transparent gehaltenen. Wie schon in ihren Landschaften, so schöpft sie auch bei den Musikern die volle Kraft der Farben aus. Sehr intensiv, leuchtend und zuweilen kühn erscheinen die von ihr verwendeten Töne. Rot und Blau, mal Ultramarin, mal in Türkise gehend, dazu Gelb und Orange, Schwarz und Weiß setzt sie neben- und übereinander in eine farblich klingende Komposition. Neu hinzu gekommen ist Magenta, das sich eigenwillig in die bewährte Farbskala einfügt, aber auch Variationen erlaubt. Mitters Bilder sind dichte Kunststücke, in denen Kontraste heftig aufspielen, in denen Gesichter grün und Hände blau sind und dennoch harmonisch vereint wirken. Ihre Malerei hat damit einen festen Platz in der langen Tradition einer klassischen expressionistisch-figürlichen Kunst.
Und immer erwecken Ihre Bilder Aufmerksamkeit, ohne laut zu sein, fallen sie auf durch ihre Frische und Präsenz, ziehen sie Betrachter, Kenner und Sammler an durch das „Einfache“ einerseits und die Vielschichtigkeit andererseits, durch den Eindruck des Leichten und Spielerischen, den sie hervorruft ebenso wie durch die Ernsthaftigkeit, die ihnen innewohnt. Es ist naive Freude und liebevolle Betrachtung, die aus ihren Bildern spricht, eine Sicht auf die Welt und die Menschen voller Achtung und Würde, gleichzeitig auch eine künstlerische Umsetzung dieser Eindrücke von höchster Konzentration und erstaunlicher Qualität.
Jahrgang 42 Ausstellung
Herbert Dlouhy, Peter Junghanß, Klaus Konze, Amelie Kratzer, Helene Mitter, Wolf Noack
Ausstellungsdauer: Fr. 4.4. bis So. 4.5 2014
Vernissage Impressionen
Impressionen von der Veranstaltung
Vernissage Impressionen